Dr. Frank Morath

Ich habe mein Gedächtnis verloren. Ein Fahrradunfall. Einfach weg. Und dann im Krankenhaus. Mit Hirnblutungen. Zunächst sechs Tage Koma voller Hoffnung und Bangen: große Bilder, schöne Stücke und bizarre Momente. Und die große Frage: Bleibe ich oder sterbe ich? Und dann wieder aufwachen. Und ein komplett anderer. Und die Frage: Was bleibt? Wer bin ich? Kann ich wieder laufen? Kann ich wieder ich selbst sein? Kann ich wieder lieben und leben? Hilflos angewiesen auf Menschen, die mir helfen. Und die mit mir sprechen, obwohl ich nicht sprechen kann: Geheiratet? Doktor? Museum? Und neue Fragen: Und wo ist mein Geld­beutel? Wo soll ich hingehen? Was mache ich eigentlich hier? Und wie geht es weiter? Ein großes, großes Rätsel.

Ich weiß immer noch nicht, weshalb unser Leben sich in einem kleinen Moment komplett so verändern kann. Ich vermute, dass wir es erst wissen, wenn wir unser eigenes Stück am Ende als festes Drehbuch bekommen. Bis dahin müssen wir wohl noch ein bisschen selbst sein.

erschienen in www.chrismon.de dem evangelischen Online-Magazin