hirnverletzt und dann?
Beginnen möchte ich mit einer Äußerung von Christian Morgenstern:
Der Körper ist der Übersetzer
der Seele ins Sichtbare!
Der Körper übersetzt das was wir über Jahre in Raubbau unserer Seele antun. Manche bekommen ein Magengeschwür, manche einen Bandscheibenvorfall, andere wiederum verstecken sich hinter einem psychiatrischen Krankheitsbild.
Die Schulmedizin stand mit erhobenen Finger vor mir und sagte, sie hatten eine angeborene Missbildung der Ader, die musste ja irgendwann platzen! Und dann wurde ich damit alleine gelassen.
Was ich nun damit anfangen sollte, tja – Tabletten nehmen -, das tun doch alle!
Da ich viel Glück von der äußeren Erscheinung hatte, man sah nichts, keine Lähmung, keine spastischen Einschränkungen, oder sonstige sichtbare neurologische Auffälligkeiten. Dazu kam meine eigene Art Dinge zu verleugnen, ich bin gesund, außer das auf meinem Kopf jetzt eine hässliche runde Narbe mit einigen unschönen Bohrlöchern verläuft, aber Haare drüber und nichts ist. Ich habe nie geweint oder getrauert oder mich gefragt warum. Aber die menschliche Seele vergisst nicht und der Körper meldet diese Missstände.
Ich fühlte nichts, weder meine eigene Not noch sonst etwas!
Ich bekam Ängste, starke Kopfschmerzen und neuerdings nenne ich einen Reizdarm mein Eigen!
Also ging es weiter, ich wurde nach Hause entlassen, mit immer noch vorhandener linksseitiger Lähmung. Ohne irgendwelche Informationen oder die mir zustehende Anschlussheilbehandlung. Ich dachte alles wäre normal. Bekam Silvester 1988 meinen ersten großen Anfall und war völlig überrascht, als ich im Krankenhaus wieder zu mir kam, aber alle sagten zu mir ich wäre informiert worden, ich wusste von nichts und war fortan Epileptiker. Bekam große Anfälle, wurde aber rasch medikamentös gut eingestellt. Ängste bestimmten meinen Tagesablauf, wann wird der nächste Anfall kommen. Ich schämte mich, dass mich so ein Makel heimgesucht hat. Ich, die nie auffallen wollte und immer alles unter Kontrolle hatte, wurde anfallskrank. Etwas was sich nicht kontrollieren ließ und so hässlich war/ist.
Nie einen Moment des Schreckens, oder die Wahrnehmung wie viel Glück ich hatte, das mein Schutzengel sehr gut auf mich aufgepasst hat. Thema von mir im Leben war und ist es immer noch „die Verdrängung“. Es lebt sich augenscheinlich viel besser, wenn man/frau nichts hat.
Aber dieses einschneidende gravierende Erlebnis zwingt mich 20Jahre später mich endlich damit auseinander zusetzen.
Ich lernte jemanden kennen und das Wort Trauma gewinnt eine große Bedeutung in meinem Leben
UND
das Feststellen, dass nie in meinem Leben bzw. nur sehr wenig emotionale Erlebnisse mich je richtig erreichen. Das all das was sich durch die Hirnblutung verstärkt zeigt, schon immer da war. Nichts ist wirklich neu, nur mit Verstärker versehen, damit ich endlich sehe was schon lange da ist, es fühle und begreife.
Ich begann endlich einen Weg zu sehen, Erklärungen für mein Verhalten zu finden, dass ich über viele Jahre für merkwürdig fand.
Jetzt habe ich den Weg in eine psychosomatische Klinik gefunden und erhoffe dort endlich die Bausteine zu bekommen, die ich benötige um ein emotionaleres Leben führen zu können, ein freieres und vor allen Dingen unabhängigeres.
Emotional, frei, erwachsen und verantwortungsvoll …
(gnostische Evangelien)